Am Frauenstreik von vergangenem Freitag setzten mehrere hundertausend Frauen und Männer ein gewaltiges, friedliches und kreatives Zeichen für mehr Gleichstellung der Geschlechter in der Schweiz. Nur vier Tage später kann der männerdominierte Ständerat zeigen, ob er den Wink verstanden hat. Morgen entscheidet er im Rahmen der Aktienrechtsrevision über die Einführung von Geschlechterrichtwerden in den Führungsetagen der Schweizer Unternehmen.
Der Bundesrat hat vorgeschlagen in der laufenden Aktienrechtsrevision auch Richtwerte für die Vertretung der Geschlechter in den Führungsgremien von Schweizer Unternehmen festzulegen. Demnach sollen in den Verwaltungsräten beide Geschlechter mit mindestens 30 Prozent und in den Geschäftsleitungen mit mindestens 20 Prozent vertreten sein. „Der Bundesrat hat damit einen richtigen und wichtigen Schritt gemacht, auch wenn er deutlich hinter den 40-Prozent-Richtwerten der EU zurückbleibt“, sagt Gabriel Fischer, Leiter Wirtschaftspolitik bei Travail.Suisse. Völlig unverständlich war der darauffolgende Entscheid der Rechtskommission des Ständerates – wohlgemerkt ein Gremium bestehend aus 12 Männern und einer Frau – auf die Richtwerte bei den Geschäftsleitungen zu verzichten. Die Mitglieder des Ständerates haben morgen die Möglichkeit, zu zeigen, dass sie das Signal des Frauenstreikes besser verstanden haben als ihre Kommission und dem wichtigen Schritt auf dem Weg zu echter Gleichstellung zwischen den Geschlechtern keine zusätzlichen Steine in den Weg legen.
Männer bleiben in den Konzernleitungen unter sich
Gerade in den Geschäftsleitungen sind die Frauen aber extrem untervertreten. Während sich bei den Verwaltungsrätinnen in den letzten Jahre eine leichte Entwicklung zeigt und beispielsweise in der Managerlohnstudie von Travail.Suisse auf rund 25 Prozent gestiegen ist, verharrt der Anteil Frauen in den Geschäftsleitungen bei unter 9 Prozent. „Von den 206 Konzernleitungsposten sind lediglich 18 mit Frauen besetzt – das ist beschämend“, so Fischer weiter. Dazu kommt, dass beinahe die Hälfte der untersuchten Unternehmen reine Männergremien haben. Diese Untervertretung von Frauen in den wirtschaftlichen Führungsgremien ist nicht nur aus Optik der Gleichstellung desaströs, sondern auch betriebswirtschaftlich völlig unverständlich. Bereits 2015 (und bestätigt 2018) hat McKinsey in einem Bericht nachgewiesen, dass Unternehmen mit ausgeprägter Geschlechterdiversität in den Führungsgremien erfolgreicher und profitabler sind.
Mehr Informationen:
Gabriel Fischer, Leiter Wirtschaftspolitik, 076 412 30 53