Die verfügbaren Zahlen über sexuelle Belästigung sind über zehn Jahre alt. Der Nationalrat hat heute ein Postulat angenommen, das verlässliche Zahlen fordert. Travail.Suisse, der unabhängige Dachverband der Arbeitnehmenden, unterstützt das Postulat und ist zufrieden mit dem Entscheid des Nationalrats.
In Zeiten der #metoo-Bewegung, des bevorstehenden Frauenstreiks am 14. Juni oder der jüngsten Ratifizierung des Übereinkommens des Europarates zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt (Istanbuler Übereinkommen) durch die Schweiz zeigt sich Travail.Suisse erfreut über den Entscheid des Nationalrats, das Postulat Reynard anzunehmen. Es wäre völlig unverantwortlich und ignorant gewesen, gegen eine solide Faktenbasis in Bezug auf sexuelle Belästigung in all ihren Formen zu stimmen. “Die absolut unverständliche Opposition der SVP-Fraktion hatte keine Chance, auch dank der Genfer SVP-Nationalrätin Céline Amaudruz, die während der Debatte bekräftigte, das ihr das Problem der sexuellen Belästigung Sorgen bereite”, sagt Valérie Borioli Sandoz, Leiterin Gleichstellungspolitik bei Travail.Suisse.
Sexuelle Belästigung existiert auch in der Schweiz, aber die verfügbaren Zahlen dazu sind alt. Die Formen der sexuellen Belästigungen haben sich verändert, das Ausmass der Strassenbelästigungen etwa, von der Frauen täglich Opfer werden, ist unbekannt. Das von Nationalrat Matthias Reynard im vergangenen September vorgelegte Postulat forderte den Bundesrat auf, mehr zur sexuellen Belästigung zu erfahren – der Bundesrat hatte dem Postulat zugestimmt, es wurde aber von Verena Herzog, SVP-Nationalrätin aus dem Thurgau, bekämpft.
Heute ist die Mehrheit des Nationalrates dem Entscheid des Bundesrats gefolgt und hat beschlossen, eine dringend nötige Faktengrundlage zur sexuellen Belästigung zu schaffen. Travail.Suisse begrüsst diesen Entscheid, der eine solide Ausgangslage schafft, um geeignete Massnahmen gegen sexuelle Belästigungen zu ergreifen. Auch ein Vergleich mit anderen Ländern wie etwa Kanada oder Frankreich, wo aktuelle Studien bestätigen, dass ein Drittel der Frauen am Arbeitsplatz sexuelle Belästigung erfährt, wird damit möglich.
Für weitere Informationen:
Valérie Borioli Sandoz, Leiterin Gleichstellungspolitik Travail.Suisse, 079 598 06 37