Hausangestellte in Lateinamerika arbeiten oft unter sklavenähnlichen Bedingungen. Dank Projekten von Brücke · Le pont lernen die Frauen, ihre Rechte einzufordern.
Wer in El Salvador als Hausangestellte arbeitet, tut dies meist unter katastrophalen Bedingungen: 15-stündige Arbeitstage sind an der Regel, es gibt keinen Schutz durch Arbeitsverträge, Mindestlohn oder Sozialleistungen. Viele der Frauen erleben tagtäglich Diskriminierungen, gerade junge Frauen sind auch gewalttätigen und sexuellen Übergriffen ausgesetzt. Doch ihnen bleibt keine andere Wahl: Die meisten stammen aus armen Verhältnissen und haben wenig Bildung durchlaufen. Angesichts der hohen Armut, Arbeitslosigkeit und Gewalt in El Salvador ist die bezahlte Hausarbeit für unzählige Frauen die einzige Einkommensmöglichkeit.
Türen öffnen
Mit dem Projekt Abriendo Puertas («Türen öffnen») unterstützt Brücke · Le pont eine Gewerkschaft salvadorianischer Hausangestellter. Die involvierten Frauen erleben eine starke Ermächtigung. Sie besuchen Berufskurse, wo sie anerkannte Ausbildungszertifikate erwerben. Mit diesen können sie selbstbewusster auftreten und einen fairen Lohn einfordern. Wichtiger Bestandteil ist auch die psychologische und rechtliche Beratung, denn viele der Frauen kennen ihre Rechte nicht und haben nicht das Geld, um sich vor Gericht verteidigen zu lassen. Damit alle Teilnehmerinnen eine Arbeitsstelle mit guten Bedingungen finden, haben die Gewerkschafterinnen in einem kollektiven Prozess eine Stellenbörse erarbeitet, die seit 2017 in Betrieb ist.
Die Wirkung des Projekts geht weit über die Teilnehmerinnen hinaus: Mit Öffentlichkeitskampagnen und Lobbying setzen sich die Frauen für alle Hausangestellten des Landes ein. Sie verlangen, dass ihre Arbeit als solche anerkannt wird und dass sie gesetzlichen Schutz erhalten. Mit Radiospots und Strassenaktionen bringen sie diese Botschaften in die Bevölkerung und sensibilisieren für ihre desolate Situation. Zudem lobbyieren sie im Parlament und bei Behörden.
Zusammenstehen gibt Kraft
Cecilia Chávez arbeitet seit 25 Jahren als Hausangestellte. Sie wünscht sich ein würdevolles Leben, auch nach der Pensionierung – dafür braucht sie eine Rente. Bisher hat sie nicht gewagt, ihre Rechte einzufordern. Der Austausch mit anderen Hausangestellten im Projekt von Brücke · Le pont hat das geändert: «Das Projekt gibt uns Kraft und Selbstvertrauen. Wir merken, dass wir nicht alleine sind.» Cecilia weiss nun, dass sie sich auf gesetzliche Regelungen stützen kann, wie das Übereinkommen 189 der Internationalen Arbeitsorganisation ILO für menschenwürdige Arbeit für Hausangestellte. «Es ist enorm wichtig, dass wir eine Gewerkschaft haben, wie andere Angestellte auch. Denn auch wir haben Rechte – und wir bitten nicht nur darum, wir fordern sie ein».
Zusammen haben die Frauen schon viel erreicht. Sie wollen sich mit Brücke · Le pont weiter engagieren, um die Situation der Hausangestellten langfristig und landesweit zu verbessern. Schätzungen zufolge arbeiten in El Salvador fast 90 000 Personen als Hausangestellte. Brücke · Le pont will erreichen, dass sie alle gesetzlich geschützt und als Menschen und Arbeiterinnen anerkannt werden.