Travail.Suisse, der unabhängige Dachverband der Arbeitnehmenden, fordert vom Bund die Verabschiedung eines Aktionsplans mit Massnahmen zugunsten der Vereinbarkeit. Gemäss den neusten Erkenntnissen und Daten belaufen sich die dafür nötigen Investitionen auf insgesamt 5 Milliarden Franken, das heisst 500 Millionen Franken jährlich während mindestens 10 Jahren.
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Ehrgeiz: Damit lässt sich zusammenfassen, was Travail.Suisse vom Bund in Sachen Vereinbarkeit fordert. Der unabhängige Dachverband der Arbeitnehmenden setzt sich seit vielen Jahren für mehr Vereinbarkeit ein. Er ist überzeugt, dass die bisher ergriffenen, zu zaghaften und zeitlich befristeten Massnahmen unser Land langsam, aber sicher in die Katastrophe führen.
Die Schweiz muss jetzt in Vereinbarkeit investieren
Viele Parameter erklären die aktuelle Sackgasse: die Alterung der Bevölkerung, der immer stärker wachsende Bedarf an familienergänzenden Betreuungsstrukturen für Kinder und an Betreuungsstrukturen für kranke und älter werdende Angehörige, der Fachkräftemangel oder etwa die tiefe Geburtenrate trotz anhaltend grossem Kinderwunsch. Diese Parameter erfordern ehrgeizige Massnahmen und erhebliche Investitionen. Adrian Wüthrich, Nationalrat und Präsident von Travail.Suisse: “Die Schweiz, eines der reichsten Länder der Welt, muss für Vorschulkinder mindestens so viel ausgeben wie die anderen OECD-Länder. Das ist durchschnittlich achtmal mehr“. Investitionen in die Vereinbarkeit von Beruf und Familie fördern die Gleichstellung von Frauen und Männern in der Praxis, denn heute sind es vor allem die Frauen, die in Sachen Vereinbarkeit den Grossteil der Last tragen.
Der Vorstand von Travail.Suisse hat eine Resolution für einen Aktionsplan Vereinbarkeit verabschiedet und fordert, dass die Schweiz massiv in die Vereinbarkeit von Erwerbsarbeit und allen anderen Lebensbereichen investiert. Die Schweiz soll mindestens 10 Jahre lang jährlich rund 500 Millionen Franken dafür einsetzen, insgesamt also 5 Milliarden Franken. Dieser Betrag besteht aus der Summe der Kosten, welche die Umsetzung der wichtigsten Massnahmen verursacht (Krippenplätze, Betreuungsstrukturen für Kleinkinder, Finanzhilfen im Hinblick auf die Senkung der Kosten zulasten der Eltern, Vaterschaftsurlaub und andere Elternurlaube, Urlaube für betreuende und pflegende Angehörige usw.). Bereits im Budget 2019, das einen Überschuss von 1,3 Milliarden vorsieht, besteht für Travail.Suisse die Möglichkeit 700 Millionen Franken dafür einzustellen.
Im Rahmen der Fachkräfteinitiative (FKI) wurde die Vereinbarkeit als wichtigster Pfeiler für die Ausschöpfung des Fachkräftepotenzials bezeichnet. Leider hatte der Bundesrat abgelehnt, konkrete Massnahmen vorzuschlagen. Jetzt ist das Parlament gefordert, denn jeder in die Vereinbarkeit investierte Franken generiert einen Gewinn für die öffentlichen Finanzen.
Parlamentarische Vorstösse sind geplant
Adrian Wüthrich, Präsident von Travail.Suisse und Nationalrat sowie Jacques-André Maire, Vizepräsident von Travail.Suisse und Nationalrat werden in der Wintersession einen Vorstoss für ein Rahmengesetz für die Betreuungsinfrastruktur als Service public einreichen. Die heutige Anschubfinanzierung des Bundes kann zu einem solchen Rahmengesetz umgebaut werden, damit die Betreuungsinfrastruktur für Kinder und pflegebedürftigen ältere Menschen finanziert und aufgebaut werden kann. Der Vorstoss ist ein erster Schritt in die richtige Richtung, weitere werden folgen. Klar ist: Wird nichts unternommen, so werden die Arbeitnehmenden als erste mit ihrer Gesundheit für die Versäumnisse bezahlen und mittelfristig wird es die gesamte Wirtschaft treffen. Für das Wohl aller ist jetzt die Zeit gekommen, mit Ehrgeiz in die Vereinbarkeit zu investieren.
Für mehr Informationen :
Adrian Wüthrich, Nationalrat und Präsident, Tel. 079 287 04 93
Jacques-André Maire, Nationalrat und Vizepräsident, Tel. 078 709 48 50
Valérie Borioli Sandoz, Leiterin Gleichstellungspolitik, Tel. 079 598 0637