Der Schweizer Wirtschaft geht es gut. Für das Jahr 2018 wird ein BIP-Wachstum von bis zu 2.4 Prozent prognostiziert. Leider scheint sich dies für die Arbeitnehmenden nicht wirklich auszuzahlen, denn zusätzlich zu einigen Nullrunden werden sich ihre Löhne lediglich um zwischen 0.5 und 1 Prozent erhöhen. Ausserdem arbeiten bürgerliche Kräfte aktiv daran, das im internationalen Vergleich schon sehr liberale Arbeitsgesetz auszuhöhlen. Travail.Suisse, der unabhängige Dachverband der Arbeitnehmenden, beurteilt die Lohnrunde 2018 als ungenügend und fordert, dass die Arbeitnehmenden in der Schweiz am wirtschaftlichen Aufschwung beteiligt und weiterhin durch das Arbeitsgesetz geschützt werden.
Travail.Suisse, der unabhängige Dachverband der Arbeitnehmenden, und die ihm angeschlossenen Verbände Syna, transfair und Hotel&Gastro Union haben im August 2017 ihre Lohnforderungen für das Jahr 2018 präsentiert. Die positiven Vorzeichen haben sich mit dem abschwächenden Franken verbessert und die Aussichten sind blendend: Die Auftragsbücher sind prall gefüllt, die Produktion brummt und die Prognosen für 2018 sehen ein BIP-Wachstum von bis zu 2.4 Prozent vor. Bei den Arbeitnehmenden kommt der Aufschwung aber nur ungenügend an – das zeigt der Blick auf die Ergebnisse der diesjährigen Lohnverhandlungen.
Teuerung und steigende Krankenkassenprämien fressen Lohnerhöhungen auf
„Mit Lohnerhöhungen zwischen 0.5 und 1 Prozent werden die Arbeitnehmenden 2018 real kaum mehr Geld im Portmonee haben – die allgemeine Teuerung und steigende Krankenkassenprämien fressen Lohnerhöhungen auf“, sagt Gabriel Fischer, Leiter Wirtschaftspolitik bei Travail.Suisse. Besonders schlecht steht es um die Baubranche, die erneut eine Nullrunde verhängt bekam, obschon gerade diese Branche sehr gute Jahre hinter sich hat. Doch es gibt auch Lichtblicke: Individuelle Lohnmassnahmen dominieren zwar nach wie vor, doch der Anteil genereller Lohnerhöhungen hat zugenommen. Das beharrliche Pochen durch die Gewerkschaften zeigt zumindest in Gewerbe und Industrie Wirkung. Das reicht aber nicht: Zieht die Inflation künftig an, so müssen flächendeckende generelle Lohnerhöhungen zum Erhalt der Kaufkraft der Arbeitnehmenden stärker an Bedeutung gewinnen.
Weniger für Arbeitnehmende, mehr für Arbeitgeber
Statt die Arbeitnehmenden vom Aufschwung profitieren zu lassen, versuchen bürgerliche Kräfte im Parlament, das Arbeitsgesetz weiter zu liberalisieren: Die Arbeitszeiterfassung soll abgeschafft und gleichzeitig die Wochenarbeitszeit erhöht werden. Dabei belegt das «Barometer Gute Arbeit» von Travail.Suisse bereits jetzt einen zunehmenden Verlust der Arbeitszeitautonomie für die Arbeitnehmenden. „Wir werden uns mit aller Kraft gegen diese Aushöhlung des ohnehin schon liberalen schweizerischen Arbeitsgesetz wehren“, bekräftigt Fischer. Auch im Bereich der Frauenlöhne sowie dem Vaterschaftsurlaub bewegt sich wenig: Die Arbeitgeber waren nicht bereit in Bezug auf die Lohngleichheit zwischen den Geschlechtern einen Effort zu leisten. „Damit ist definitiv klar, dass die Arbeitgeber die Lohngleichheit nicht auf gut schweizerischem, sozialpartnerschaftlichem Weg vorantreiben wollen. Alle Versprechen diesbezüglich waren vor allem eines: heisse Luft“, sagt Fischer. Für Travail.Suisse ist es daher höchste Zeit, dass sich das Parlament endlich mit der Botschaft der Revision des Gleichstellungsgesetzes befasst und die Unternehmen zumindest zu einer Kontrolle der Lohngleichheit aufgefordert werden.
Für mehr Informationen:
• Gabriel Fischer, Leiter Wirtschaftspolitik Travail.Suisse, Tel. 076 412 30 53
• Arno Kerst, Präsident Syna, Tel. 079 598 67 70
• Stefan Müller-Altermatt, Nationalrat und Präsident des Personalverbands transfair, Tel. 076 332 15 26