Travail.Suisse, der unabhängige Dachverband der Arbeitnehmenden, hat im Mai 2016 die Initiative für einen Vaterschaftsurlaub lanciert. Bis zur Hälfte der Sammelzeit sind bereits rund 80‘000 Unterschriften gesammelt worden. Am Valentinstag wird der Verein „Vaterschaftsurlaub jetzt!“, der sich aus den Dachverbänden der Arbeitnehmenden (Travail.Suisse), der Familien (Pro Familia Schweiz) und der Männer- und der Frauenorganisationen (männer.ch und alliance F) zusammensetzt, die letzte Etappe der Unterschriftensammlung mit einem Sammeltag einläuten.
Die Volksinitiative „Für einen vernünftigen Vaterschaftsurlaub – zum Nutzen der ganzen Familie“ wurde Ende Mai letzten Jahres lanciert. Die rund 140 Organisationen, die sich für das Anliegen einsetzen, fordern einen bezahlten Vaterschaftsurlaub von 20 Tagen. Dieser Urlaub kann flexibel innerhalb eines Jahres nach der Geburt bezogen werden. Die jungen Väter müssen den Urlaub also nicht zwingend am Stück nehmen, sondern können ihn tageweise beziehen – immer in Absprache mit dem Arbeitgeber. Wie der Mutterschaftsurlaub wird die Finanzierung über die Erwerbsersatzordnung (EO) geregelt. Je 0.06 Lohnprozente mehr müssten von den Arbeitnehmenden und Arbeitgebern in die EO einbezahlt werden. Ein finanzieller Aufwand, der absolut bezahlbar und notwendig ist.
Die Bevölkerung steht klar hinter der Forderung: Bis Anfang Februar sind rund 80‘000 Unterschriften gesammelt worden – eine erfreuliche Zwischenbilanz. Das positive Sammelergebnis ist ein starkes Zeichen dafür, dass ein gesetzlicher Vaterschaftsurlaub einem Bedürfnis entspricht. Tatsächlich ist die jetzige Situation alles andere als zufriedenstellend: Gemäss Art. 329, Abs. 3 des Obligationenrechts steht heute einem jungen Vater bei der Geburt eines Kindes im Rahmen der vom Arbeitgeber zu gewährenden „üblichen freien Stunden und Tage“ nur ein freier Tag zu. Die Geburt eines Kindes wird also gleich behandelt wie ein Wohnungswechsel!
Valentinstag ist Sammeltag
Der Verein „Vaterschaftsurlaub jetzt!“ nimmt den Valentinstag vom nächsten Dienstag, 14. Februar zum Anlass, um einen nationalen Sammeltag durchzuführen. In verschiedenen Städten wie Baden, Bern, Olten, und Zürich sind Sammlerinnen und Sammler unterwegs und verteilen – getreu dem Motto „Ich liebe Vaterschaftsurlaub“ – blaue Schokoladeherzen. Ihre Unterstützung können Passanten kundtun, indem sie sich mit dem grossen Vaterschaftsurlaubs-Herz fotografieren lassen. Die entstandenen Bilder werden auf der Facebook-Seite der Initiative geteilt (www.facebook.com/papizeit). Der Sammeltag am 14. Februar bildet den Auftakt für die Sammelaktivitäten im neuen Jahr. Anfang April und Ende Mai sind zwei weitere Sammelwochen geplant, an denen die Organisationen ihre Kräfte bündeln und mehrere Tage hintereinander auf Unterschriftenjagd gehen. Der Verein „Vaterschaftsurlaub jetzt!“ hat sich zum Ziel gesetzt, die nötigen 100‘000 gültigen Unterschriften noch vor den Sommerferien beisammen zu haben.
Anliegen wird von einer breiten Allianz gestützt
Die Initiative wird von verschiedenen Jugendorganisationen wie der SAJV (Schweizerische Arbeitsgemeinschaft der Jugendverbände), Pro Juventute, und Jeunesse.Suisse unterstützt. Neben ihren Mutterparteien haben sich auch die Jungparteien der SP und der Grünen Partei dafür ausgesprochen. Die Liste der weiteren Unterstützenden ist bunt gemischt: Der VSPB (Verband Schweizerischer Polizeibeamter), der VSAO (Verband Schweizerischer Assistenz- und Oberärztinnen und –ärzte), der LCH (Dachverband der Lehrerinnen und Lehrer Schweiz), und der VSS (Verband der Schweizer Studierendenschaften) setzen sich genauso für das Anliegen ein wie der SBK (Berufsverband der Pflegefachfrauen und –männer), der Schweizerische Hebammenverband und Insieme (Dachorganisation Elternverein für Menschen mit einer geistigen Behinderung). Dies sind nur einige Beispiele für die breite Unterstützung, die die Initiative geniesst.
Initiative zeigt schon jetzt Wirkung
Seit der Lancierung der Initiative ist in Sachen Vaterschaftsurlaub sowohl bei der öffentlichen Hand als auch in der Privatwirtschaft Bewegung aufgekommen: Die Stadt Bern hat im Dezember letzten Jahres den bestehenden dreiwöchigen Vaterschaftsurlaub für ihre Angestellten auf vier Wochen erhöht. Der Kanton Appenzell-Innerrhoden gewährt seinen Angestellten seit Jahresbeginn fünf Tage Vaterschaftsurlaub, vorher waren es nur deren zwei. Und die Versicherungsgruppe AXA Winterthur bietet den jungen Vätern ebenfalls seit Anfang dieses Jahres zwanzig Tage Vaterschaftsurlaub.
Es zeigt sich: Die Erkenntnis, dass ein Vaterschaftsurlaub notwendig, zeitgemäss und bezahlbar ist, setzt sich immer mehr durch.
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