Das Berufsbildungsgesetz von 2002 hat die Berufsbildungsforschung gestärkt. Seit seinem Inkrafttreten können mit Hilfe von Geldern aus dem Topf der Berufsbildung einzelne Forschungsprojekte, aber auch Forschungsstrukturen an Hochschulen im Bereich der Berufsbildungsforschung unterstützt werden. Diese Zusammenarbeit ist in den letzten Jahren gut angelaufen, aber noch nicht optimal umgesetzt. Auf zwei Probleme möchte Travail.Suisse hier insbesondere hinweisen.
Die Berufsbildung kann ihre Zukunftsfähigkeit nur behalten, wenn sie angesichts der Anforderungen aus Gesellschaft, Wirtschaft und Bildung fähig ist, kluge Entscheidungen zu treffen. Dazu ist sie auch auf wissenschaftlich gesicherte Steuerungsgrundlagen angewiesen. Die Berufsbildungsforschung leistet diesbezüglich einen gewichtigen Beitrag leisten. Allerdings wäre es zu begrüssen, wenn in zwei Punkten Verbesserungen vorgenommen werden könnten.
Nachhaltigere Strukturen an den Hochschulen nötig
Ein Evaluationsbericht aus dem Jahre 2015 1 hat es deutlich gemacht: Die institutionelle Nachhaltigkeit der Berufsbildungsforschung ist nicht gesichert. Zwar sind bis heute vier Leading Houses (LH) entstanden 2 . Den LH gelang es bisher aber kaum, „sich institutionell zu verankern“ 3 . Die Berufsbildungsforschung ist noch zu stark von Personen abhängig. Aus Sicht von Travail.Suisse ist es daher nötig, dass die Akteure in diesem Feld miteinander an nachhaltigeren Strukturen arbeiten. Insbesondere wäre es hilfreich, wenn die Hochschulleitungen sich diesem Thema bewusster annehmen und eine Strategie entwickeln würden. Der Schwerpunkt der Berufsbildungsforschung ist sicherlich an den universitären Hochschulen zu verorten. Die Zusammenarbeit mit pädagogischen Hochschulen und Fachhochschulen ist aber vermehrt ins Auge zu fassen und die Möglichkeiten abzuklären. Es wäre schade, wenn es nicht gelingen würde, eine nachhaltigere institutionelle Verankerung der Berufsbildungsforschung in den Hochschulen zu erreichen.
Valorisierungsprozesse verbessern
Letztlich hängt der Erfolg der Berufsbildungsforschung davon ab, ob die für die Berufsbildung relevanten Ergebnisse bis zu den Entscheidungsträgern gelangen und diese die Ergebnisse auch nutzen. Der Evaluationsbericht sieht hier noch einen markanten Verbesserungsbedarf. Wichtige Entscheidungsträger in der Berufsbildung sind neben den eidgenössischen und kantonalen Parlamentarier und Parlamentarierinnen die Verbundpartner der Berufsbildung. Dazu gehören Bund, Kantone und natürlich die vielfältigen Organisationen der Arbeitswelt OdA (Sozialpartner, Berufsverbände, Anbieter von Berufsbildung). Vor allem die OdA’s muss noch besser in den Valorisierungsprozess integriert werden. Das ist primär eine Aufgabe der Leading Houses selber, die sicherlich noch Spielraum haben, die Kommunikationsstrategie zu verbessern. Was Bund und Kantone betrifft, leisten sie durch den Bildungsbericht, der alle vier Jahre erscheint, einen unverzichtbaren Beitrag zur Valorisierung der Berufsbildungsforschung. Seit diesem Jahr hat auch die Schweizerische Gesellschaft für angewandte Berufsbildungsforschung gezielter und bewusster sich der Valorisierungsaufgabe angenommen. Neben den Tagungen zu relevanten Berufsbildungsfragen gibt sie neu auch einen Newsletter zur Berufsbildungsforschung heraus. Mitglieder der SGAB sind sowohl OdA’s wie auch Berufsbildungsforschende. Vielleicht gelingt es der SGAB mit ihren beiden Instrumenten (Tagungen, Newsletter) ihre Plattformfunktion für die Valorisierung der Berufsbildungsforschung zu verstärken. Die Möglichkeiten sind geschaffen. Jetzt braucht es nur noch mehr Nutzer und Unterstützer.
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p(footnote). 1 Gonon Philipp u.a., Evaluation Berufsbildungsforschung SBFI, Zusammenfassung des Schlussberichts und Empfehlungen, Zürich 2015.
2 https://www.sbfi.admin.ch/sbfi/de/home/themen/berufsbildung/berufsbildu…
3 Gonon Philipp u.a., S.12.