Die diesjährigen Lohnverhandlungen waren schwierig und anspruchsvoll. Priorität hatte die Verhinderung von flächendeckenden Nullrunden unter dem Vorwand der Frankenstärke. Auch wenn Nullrunden im Gewerbe und in der Industrie verbreitet sind, kommen die Arbeitnehmen-den in der Schweiz mehrheitlich in den Genuss von Lohnerhöhungen. Diese sind allerdings sehr bescheiden und liegen mehrheitlich zwischen 0.5 und 1 Prozent. Travail.Suisse, der un-abhängige Dachverband der Arbeitnehmenden, beurteilt die Ergebnisse der Lohnrunde für die Arbeitnehmenden als ungenügend.
Mit der immer noch hängigen Umsetzung von Artikel 121a der Bundesverfassung einerseits und der starken Überbewertung des Frankens nach dem Entscheid der Nationalbank von Anfang Jahr ande-rerseits fanden die diesjährigen Lohnverhandlungen unter äusserst anspruchsvollen Voraussetzun-gen statt. Nach dem SNB-Entscheid wurden wirtschaftliche Horrorszenarien an die Wand gemalt und Vertreter der Arbeitgeber forderten Erhöhungen der Arbeitszeiten und Lohnsenkungen. Für Travail.Suisse und die angeschlossenen Verbände Syna, Hotel & Gastro Union und transfair hatte deshalb die Verhinderung von flächendeckenden Nullrunden unter dem Vorwand des überbewerte-ten Frankens Priorität.
Zähe Verhandlungen mit ungenügenden Resultaten
Die Verhandlungen zur Lohnrunde 2016 verliefen sehr schwierig. In diversen Branchen und Betrieben konnte zwischen den Sozialpartnern keine Einigung über die Lohnmassnahmen erzielt werden – dies betrifft mehr und mehr auch Unternehmen aus den Branchen des Service public (z.B. BLS AG, Groupe e, local.ch u.a.m.). Travail.Suisse ruft die Arbeitgeber auf, insbesondere in den Lohnver-handlungen wieder vermehrt Hand zu einer gelebten Sozialpartnerschaft zu bieten.
Viele Arbeitnehmende werden auf das nächste Jahr keine oder nur geringfügige Lohnerhöhungen erhalten. Mit der Begründung der unsicheren Zukunft treten viele Unternehmen deutlich auf die Lohnbremse. Immerhin konnte vermieden werden, dass es mit dem Vorwand der Frankenstärke zu flächendeckenden Nullrunden für die Arbeitnehmenden gekommen ist. Neben etlichen Nullrunden (vor allem in Gewerbe und Industrie, aber auch beim Bundespersonal) werden den Arbeitnehmenden mehrheitlich bescheidene Lohnerhöhungen zugestanden. Das Gros der Abschlüsse liegt dabei zwi-schen 0.5 und 1 Prozent, was aus Sicht von Travail.Suisse ungenügend ist.
Kaum Fortschritte bei den Frauenlöhnen und dem Vaterschaftsurlaub
Die Arbeitgeber waren auch in diesem Jahr nicht bereit, bei der Gleichstellung der Frauenlöhne einen besonderen Effort zu leisten. Travail.Suisse unterstützt daher die politische Lösungsfindung. Die Vorschläge des Bundesrates sind zwingend umzusetzen, müssen allerdings noch mit griffigen Mas-snahmen im Bereich der Kontrollen und Sanktionen ergänzt werden, um das Ziel der Lohngleichheit zwischen den Geschlechtern wirklich zu erreichen.
Auch in Bezug auf den Vaterschaftsurlaub konnten nur ungenügende Fortschritte erzielt werden. Mit Ausnahme des neuen GAV der Post (neu 10 statt 2 Tage), des erstmaligen GAV der Spitäler beider Basel (neu 10 Tage), von Aldi (neu 10 statt 5 Tage) und der SZU (neu 10 statt 2 Tage) konnten keine Verbesserungen erzielt werden. Es verbleiben zuviele Arbeitnehmende beim gesetzlichen Minimum von einem Tag Vaterschaftsurlaub – gleichviel wie für einen Wohnungswechsel. Travail.Suisse ist entschlossen, dem Anliegen nach einem gesetzlichen Vaterschaftsurlaub mit einer Volksinitiative zum Durchbruch zu verhelfen.
Für mehr Informationen:
•Gabriel Fischer, Leiter Wirtschaftspolitik Travail.Suisse,
Tel. 076 412 30 53
•Arno Kerst, Präsident Syna,
Tel. 079 598 67 70
•Eric Dubuis, Mitglied der Geschäftsleitung und Sekretär Romandie Hotel & Gastro Union,
Tel. 079 290 76 26
•Stefan Müller-Altermatt, Nationalrat und Präsident des Personalverbands transfair,
Tel. 076 332 15 26