Als neu gewählter Vizepräsident der Schweizerischen Hochschulkonferenz kann Bernhard Pulver erheblichen Einfluss nehmen. Zu Themen wie Akkreditierung, Ärzte-Ausbildung und Doktorat für Fachhochschul-Absolventen hat er klare Vorstellungen.
Seit Ende Mai bekleiden Sie einen wichtigen Posten in der Hochschulpolitik. Wie werden Sie die Aufgabe wahrnehmen?
**Bernhard Pulver*: Natürlich sind viele Themen von der politischen Agenda her bereits gesetzt. Dennoch haben wir vom Präsidium einen Gestaltungsspielraum. Im Hinblick auf die Session des Hochschulrats vom 28. Mai war ich das erste Mal an einer Vorbereitungssitzung unter der Leitung von Bundesrat Johann Schneider-Ammann. Ich habe gespürt, dass er eine vertiefte politische Diskussion anstrebt und nicht nur formelle Traktanden abhaken will.
An seiner letzten Sitzung hat der Hochschulrat die Akkreditierungsrichtlinien verabschiedet und die Förderung des medizinischen Nachwuchses unterstützt. Sind die Beschlüsse nach Ihrem Sinn verlaufen?
Zum Teil. Bei den Akkreditierungsrichtlinien bin ich kritisch. Ich befürchte, dass der Prozess mit einem riesigen Aufwand für die Hochschulen verbunden ist, welcher der Bildung in diesem Land nichts bringt. Auch renommierte Hochschulen müssen sich nun akkreditieren lassen und das Prozedere alle sieben Jahre wiederholen. Ich habe mich dafür eingesetzt, dass die zweiten Durchläufe in einem vereinfachten Verfahren ablaufen. Dagegen gibt es Widerstände, aber im Grundsatz haben wir dies zum Glück so beschlossen.
Und was halten Sie von der Absicht, die Kapazitäten im Medizinstudium zu erhöhen?
Dieses Anliegen ist nun gut aufgegleist. Bei diesem teuren Studiengang müssen die Kantone gemeinsam möglichst kostengünstige Lösungen finden. Ich halte es a priori für zielführender, die bestehenden medizinischen Fakultäten zu erweitern, als anderorts von Grund auf neue aufzubauen – aber entschieden ist noch nichts.
Welche Anliegen wollen Sie sonst noch einbringen?
Mir ist es sehr wichtig, dass die drei verschiedenen Hochschultypen eigenständige Profile wahren.
Das ist doch bereits heute der Fall und wurde im HFKG nochmals ausdrücklich festgehalten.
Ja, aber vielen fehlt das Verständnis für die verschiedenen Rollen. Zum Beispiel bemängeln Politiker oft, die Universitäten würden ihre Forschung zu wenig auf die Bedürfnisse der Wirtschaft und der Gesellschaft ausrichten. Wirtschafts-Vertreter dagegen fordern, die Fachhochschulen sollten sich auf die Ausbildung von Fachleuten konzentrieren, statt in der Forschung mitzumischen. Ich muss regelmässig erklären, dass die Grundlagenforschung Aufgabe der universitären Hochschulen ist und dass auch die Fachhochschulen einen Forschungsauftrag haben, allerdings einen anwendungsorientierten. Eine gute Lehre ist zwingend mit Forschung verbunden.
Ist der Anspruch nicht auch berechtigt, dass die von Steuergeldern finanzierte Forschung den Bedürfnissen der Gesellschaft dient?
Ich halte die Autonomie der Hochschulen sowie eine gewisse Konkurrenz untereinander für extrem wichtig. Über den Nationalfonds, der eingereichte Projekte auswählt, hat die Politik ja immer noch ein Instrument in der Hand, um die Aktivitäten ein Stück weit zu steuern.
Was halten Sie von der Forderung der Fachhochschulen nach Doktoratsprogrammen?
Ich habe an sich Verständnis für dieses Anliegen. Die Fachhochschulen müssen auch Dozierende ausbilden. Deren Anforderungsprofil ist bis jetzt nicht klar definiert. Ich kann mir einen dritten Zyklus für Fachhochschulen vorstellen, der speziell für sie konzipiert wird und einen anderen Namen trägt. Somit wären die Doktorate weiterhin den universitären Hochschulen vorbehalten. Der Hochschulrat hat sich bereits mit dem Thema befasst und ein Projekt bewillig, in welchem nun konkrete Vorschläge erarbeitet werden.
Bernhard Pulver ist seit 2006 Erziehungsdirektor des Kantons Bern. Der 49-jährige Jurist gehört der Grünen Partei an. Ende Mai wurde er Vizepräsident der Schweizerischen Hochschulkonferenz, anstelle der zurückgetretenen Zürcherin Regine Aeppli. Präsidiert wird die SHK von Bundesrat Johann Schneider-Ammann, zweite Vizepräsidentin ist die Waadtländerin Anne-Catherine Lyon.