Alle sieben Jahre erhalten Hochschulen künftig Besuch von Gutachtern der Akkreditierungsagentur. Diese wollen wissen, wie sie ihren Kurs korrigieren, wenn etwas schief läuft.
Was ist eine gute Hochschule?
Christoph Grolimund*: Es ist nicht unsere Aufgabe, die Qualität einer Hochschule zu beurteilen. Der internationale Wettbewerb sorgt bereits für genügend Anreiz, dass jede zu den besten gehören will. Die Institutionen verfügen über ein eigenes Qualitätsmanagement. Dort setzen wir an.
Das OAQ ist also sozusagen der Qualitätssicherer der Qualitätssicherung?
Ja, genau. Im Grundsatz schauen wir vier Punkte an:
- Weiss die Schule, wohin sie will?
- Hat sie einen Plan, wie sie dort hinkommt?
- Wie überprüft sie, ob sie auf dem richtigen Weg ist?
- Falls sie vom Kurs abkommt, wie korrigiert sie die Richtung?
Das tönt verblüffend simpel.
Eine Hochschule ist ein grosser Laden. Es braucht Qualitätssicherungs-Instrumente für alle Bereiche: Die Lehre – von den Studiengängen über die Weiterbildungen bis zu den Doktoratsprogrammen -, die Forschung, Dienstleistungen, Bologna-Kompatibilität, Organisationsstrukturen und Wirtschaftlichkeit. Hinzu kommen weitere Kriterien: Eine Hochschule muss verschiedene Studienrichtungen anbieten – pädagogische Hochschulen ausgenommen – und Mitwirkungsrechte für Hochschulangehörige gewährleisten. Wir schauen auch, wie es mit der Chancengleichheit der Geschlechter und anderer Gesellschaftsgruppen steht, mit der Nachwuchsförderung beim Lehrkörper und der Nachhaltigkeit. Beim Entwurf für das Akkreditierungsreglement, das der Hochschulrat Anfang nächstes Jahr genehmigen muss, arbeiteten fast 50 Leute mit und brachten ihre Interessen ein.
Sie messen die Institutionen an ihren eigenen Zielen. Wer sich nicht zu viel vornimmt, fährt also besser? Während sich zum Beispiel eine Hochschule mit einer rollstuhlgängigen Rampe zufrieden gibt, schafft eine andere eine Stelle, die sich um die Integration von Menschen mit verschiedensten Beeinträchtigungen kümmert. Wie kann das funktionieren?
Wir gehen von der Redlichkeit aller Schulen aus. Gerade bei diesem Beispiel muss man die baulichen und personellen Begebenheiten berücksichtigen. Eine kleine PH kann nicht dasselbe leisten wie eine grosse Uni. Zudem erhalten Hochschulen Rückmeldungen über diverse Kanäle: Der Zulauf vonseiten der Studierenden und angesehener Dozierenden ist von ihrem Ruf abhängig. Finden etwa viele Abgänger keine Arbeit, weil die Studieninhalte nicht exzellent waren, so wird sich das herumsprechen. Und wenn etwas nicht rund läuft, sind die Medien sofort zur Stelle.
Apropos Medien: Ein grosses Thema waren kürzlich die mangelhafte Doktorarbeiten an der Universität Zürich. Wird das neue Verfahren helfen, solche Skandale zu vermeiden?
In diesem Fall waren die Kontrollinstrumente wohl da, aber sie wurden nicht angewendet. Genau auf solche Dinge legen wir den Finger: Die Kreisläufe müssen geschlossen werden – Stichworte Überprüfung der Richtung und Kurskorrektur. Beim Beispiel der Dissertationen wäre es wichtig, dass sie von mehreren Personen betreut werden, damit die Doktoranden ihrem Professor weniger stark ausgeliefert sind.
Neu sind Sie für die Qualitätssicherung an allen drei Hochschultypen zuständig. Taugt ein einziges Instrument für so verschiedene Institutionen wie etwa eine PH und eine ETH?
Das war ein Diskussionspunkt: Brauchen wir drei verschiedene Standards oder reicht einer? Wir favorisieren ein einziges Instrument, das jedoch nicht zu tief ins Detail geht, weil das einfacher ist. Denn wie bereits erklärt: Die Institutionen müssen mit ihren eigenen Qualitätsmanagements ihre Selbstverantwortung wahrnehmen. Der entscheidende Schritt dazu wurde bereits Anfang Jahrtausend gemacht: Genossen die einzelnen Professoren bis dahin viel Autonomie, fand damals ein Umbau zu geleiteten Hochschulen statt. Die externe Qualitätssicherung soll sie im Prozess unterstützen.
*Christoph Grolimund ist Direktor des Organs für Akkreditierung und Qualitätssicherung (OAQ), das nächstes Jahr zur Agentur für Akkreditierung und Qualitätssicherung (AAQ) umbenannt wird.