Der Bundesrat hat heute entschieden, die Ventiklausel anzurufen. Diese Klausel wird aber kaum Wirkung entfalten. Travail.Suisse begrüsst deshalb, dass der Bundesrat gleichzeitig auch eine Politik an die Hand nehmen wird, die die Früchte der Zuwanderung gerecht verteilt.
Im Jahr 2011 hat der Wanderungssaldo der ständigen Wohnbevölkerung in der Schweiz wieder ein Niveau wie vor der Einführung der Personenfreizügigkeit erreicht. Jegliche Panikmache ist also völlig fehl am Platz. Travail.Suisse, der unabhängige Dachverband der Arbeitnehmenden, begrüsst deshalb die vom Bundesrat angekündigten Massnahmen, die auf eine wachsende Bevölkerung ausgerichtet sind und die die negativen Auswirkungen der Zuwanderung für die Arbeitnehmenden in der Schweiz verhindern. Für Travail.Suisse sind das:
- Mindestlöhne in Tieflohnbranchen: In der Schweiz braucht es in Tieflohnbranchen flächendeckend branchenspezifische oder regionale Mindestlöhne, um wirkungsvoll gegen Lohndumping vorgehen zu können
- Beschäftigung von inländischen Erwerbspersonen fördern: Um die in der Schweiz anwesenden Arbeitnehmenden zu fördern, braucht es eine Offensive in der Nachholbildung für wenig qualifizierte Arbeitnehmende, eine massive Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie eine klare Verbesserung der Arbeitsbedingungen und der Weiterbildungschancen der älteren Arbeitnehmenden.
- Investitionen in Infrastruktur und Abkehr von Tiefsteuerpolitik: Damit sich die Zuwanderung nicht negativ auf die Lebensqualität in der Schweiz auswirkt, muss die Politik die Investitionen für die 9-Millionen-Schweiz tätigen und dazu die nötigen Mittel bereit stellen. Steuersenkungen gefährden immer mehr den Wohlstand in der Schweiz.
Die Bevölkerung wird im Rahmen der Erweiterung des Personenfreizügigkeitsabkommens auf Kroatien und bei der Abstimmung über die Initiative zur Masseneinwanderung schon bald wieder über die Personenfreizügigkeit abstimmen. Bei der aktuellen Stimmungslage ist das Ergebnis mehr als unsicher. Nur mit einer Politik, die die Früchte des Wachstums einer breiteren Bevölkerungsschicht zukommen lässt, kann die Zustimmung der Bevölkerung ein weiteres Mal gewonnen werden.
Für weitere Informationen:
Martin Flügel, Präsident, Tel. 031 370 21 11 oder 079 743 90 05
Susanne Blank, Leiterin Wirtschaftspolitik, Tel. 031 370 21 11 oder 078 850 91 19