Seit Ende Mai ist Anja Schuler Vizepräsidentin des Akkreditierungsrats. Im Interview erklärt die 30-Jährige, wie sie die Anliegen der Studierenden einbringen will und wie sie das anspruchsvolle Amt ausüben will.
Im Akkreditierungsrat sind vorwiegend ältere Herren vertreten – die meisten davon mit Professorentitel. Wie ist es für Sie als junge Frau, in diesem Gremium mitzuarbeiten?
Anja Schuler:* Es stimmt: Junge und Frauen sind in der Minderheit. Aber ich fühle mich durchaus ernst genommen. Meine Anliegen als Studierendenvertretung finden Gehör. Indem man mich als Vizepräsidentin vorgeschlagen hat, will man ja auch ein Zeichen setzen.
Was befähigt Sie für dieses Amt?
Bereits vor meiner Wahl war ich wissenschaftliche Beirätin im Organ für Akkreditierung und Qualitätssicherung (OAQ), der Vorgängerorganisation der heutigen Agentur für Akkreditierung und Qualitätssicherung (AAQ). Damals war ich zum Beispiel bei einer Hochschul-Akkreditierung im Kosovo und an Verfahren der internen Qualitätssicherung der Uni Lausanne beteiligt. Der Verband der Schweizer Studierendenschaften bietet Einführungen für Studierende, die sich für Qualitätssicherung engagieren und vernetzt sie auf europäischer Ebene.
Als Berufstätige, die bereits einen Master-Abschluss hat, sind Sie eigentlich keine repräsentative Vertreterin der Studierenden mehr.
Das stimmt. Aber dank meiner Erfahrung kann ich wohl die Interessen der Studierenden besser einbringen als jemand, der ganz neu ist an einer Hochschule. Ich bin im Verband der Schweizer Studierendenschaften präsent und nehme dessen Anliegen auf. Zudem bin ich weiterhin am Studieren: An der Fernuniversität absolviere ich ein Zweitstudium. Mit Laurent Tschudin sitzt ja auch ein weiterer Vertreter der Studierenden im Akkreditierungsrat.
Welche spezifischen Anliegen wollen Sie als Vertreterin der Studierenden einbringen?
Mir ist vor allem die Partizipation der Studierenden an den Hochschulen wichtig. Das neue Hochschulkoordinations- und -förderungsgesetz (HFKG) bietet dafür gute Voraussetzungen. Wenn die ersten Akkreditierungen von Hochschulen anstehen, werde ich ein Augenmerk auf Qualitätsstandards in Bezug auf Chancengleichheit legen. Weiter ist es mir wichtig, dass eine Hochschule darlegen kann, wie sie ihre Aufgaben im Einklang mit einer wirtschaftlich, sozial und ökologisch nachhaltigen Entwicklung erfüllt.
Womit hat sich der Akkreditierungsrat in den ersten eineinhalb Jahren seines Bestehens beschäftigt?
Wir mussten Regeln und Richtlinien verabschieden und Gesuche verschiedener Akkreditierungs-Organisationen prüfen. Neben der Agentur für Akkreditierung und Qualitätssicherung (AAQ) wollen wir künftig noch andere zulassen. Weiter haben wir erste Hochschulen für die Verfahren zur institutionellen Akkreditierungen akzeptiert. Die ersten Entscheidungen stehen wohl aber erst nächstes Jahr an.
Das alles tönt ein wenig trocken.
Ich finde es spannend. Durch die ausgewogene Zusammensetzung des Gremiums werden verschiedene Interessen und Blickwinkel vertreten. Wir führen konstruktive Diskussionen und finden uns meistens.
Was wird in Ihrer neuen Rolle als Vizepräsidentin auf sie zukommen?
Die Aufgabe des Präsidiums ist es, Geschäfte vorzubereiten und Lösungsvorschläge zu präsentieren. Denn der Akkreditierungsrat trifft sich nur vier Mal im Jahr und muss dann effizient arbeiten können. Zurzeit beschäftigt uns auch die vereinfachte Zweitakkreditierung, wie sie von der Hochschulkonferenz letztes Jahr vorgeschlagen wurde. Die Vorgabe ist nicht so einfach umzusetzen. Denn innerhalb von sieben Jahren kann sich an einer Hochschule viel ändern. Wir wollen sicherstellen, dass die Qualität gewährleistet bleibt.
*Anja Schuler (30) ist seit eineinhalb Jahren Studierenden-Vertreterin im Akkreditierungsrat. Ende Mai wurde sie als Ersatz für die zurückgetretene Prof. Andrea Schenker-Wicki ins Vizepräsidium gewählt, das sie gemeinsam mit Prof. Giambattista Ravano ausübt. Die Waadtländerin hat einen Master in Public Management an der Universität Lausanne erworben und arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin bei transfair, dem Personalverband des Service public.