Der Nestlé-Boss Peter Brabeck hat im vergangenen Jahr sein Salär um 25 Prozent gesteigert. Damit öffnet sich die Lohnschere, das Verhältnis zwischen Tiefst- und Höchstlohn, von sagenhaften 335 : 1 auf unfassbare 419 : 1. Vergangene Woche übernahm Brabeck von Rainer E. Gut das Mandat des Verwaltungsratspräsidenten. Der grösste Nutzen aus dieser Machtkonzentration zieht Brabeck selber. Durch diese Ämterkumulation wird seine Entschädigung noch weiter ansteigen. Travail.Suisse, der Dachverband der Arbeitnehmenden, fordert einen Stopp dieses Salärwahnsinns.
Nestlé hat im vergangenen Geschäftsjahr die Erwartungen nicht erfüllt. Zwar stieg der Gewinn, der Umsatz aber sank um 1.4 Prozent. Die Aktionäre stört’s nicht weiter – ihre Dividende erhöhte sich trotzdem um 11 Prozent.
Geschäftsleitung sahnt ab
Der CEO Peter Brabeck steigerte innert Jahresfrist sein Salär um 25 Prozent auf rund 18 Millionen, das Salär der restlichen Geschäftsleitungsmitglieder stieg um 12 Prozent auf durchschnittlich 2.2 Millionen pro Kopf. Hervorzuheben ist, dass Nestlé bei der Offenlegung der Entschädigungen den Tanz der sieben Schleier tanzt und keine abschliessende Angaben in Frankenbeträgen (insbesondere bei den Optionen) macht.
Lohnschere bei sagenhaften 419 : 1
Da Nestlé auf Anfrage keine Angaben über Tiefstlöhne in der Schweiz gab, stützt sich Travail.Suisse bei der Berechnung der Lohnschere auf Angaben des Bundesamtes für Statistik und geht von einem Tiefstlohn von 3’700 Franken monatlich aus. Die Lohnschere, das heisst das Verhältnis zwischen Höchst- und Tiefstlohn, hat sich im letzten Jahr von 335 : 1 auf 419 : 1 erhöht.
Personalunion macht Weg frei zu noch grösseren Lohnexzessen
Die Spreizung der Lohnschere von 419 : 1 ist schweizweit nirgendwo so hoch wie bei Nestlé. Brabecks Salär liegt real zwar immer noch knapp 3 Millionen unter jenem von Vasella oder Ospel. Aber in der Chemie- und Bankenbranche werden höhere Tiefstlöhne bezahlt. Mit seiner neuen Doppelrolle hat es Brabeck in der Hand, sein Salär nochmals massiv zu erhöhen und dabei womöglich auf Rang 1 der Abzocker vorzustossen.