Drei Tage obligatorische Weiterbildung für alle, finanziert durch die Arbeitgeber: Diese Forderung von Travail.Suisse, der Dachorganisation der Arbeitnehmenden, wird durch die neusten, am 31. August 2007 auf der Homepage des Bundesamtes für Statistik publizierten Daten, gestützt.
Die neusten Zahlen des Bundesamtes für Statistik1 (BFS) zeigen, dass die Teilnahme der Erwerbstätigen zwischen 25 und 64 Jahren an Weiterbildungskursen seit 1999 von 45.8 Prozent auf 35.5 Prozent gesunken ist. Eine beunruhigende Entwicklung, wenn man bedenkt, wie wichtig für eine moderne Wirtschaft gut und aktuell ausgebildete Arbeitnehmende sind.
Die Zahlen zeigen aber auch das typische Bild einer gespaltenen Gesellschaft, in der nur ein Teil von Weiterbildung profitiert, nämlich vor allem die gut ausgebildeten Personen. So ist zum Beispiel die Teilnahme von Personen mit einem Abschluss auf Tertiärstufe 4,5 mal grösser (54.8 Prozent) als jene von Personen ohne nachobligatorische Ausbildung (11.9 Prozent).
Die höhere Teilnahme ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die Arbeitgeber mehr in die höher qualifizierten Personen investieren. Insgesamt finanzieren die Arbeitgeber 69 Prozent der berufsorientierten Weiterbildung vollständig (63 Prozent) oder teilweise (6 Prozent). Berufsorientierte Weiterbildung findet also vor allem dann statt, wenn die Arbeitgeber (mit)finanzieren. Die höher qualifizierten Personen finanzieren nur einen kleinen Teil ihrer Weiterbildungstätigkeit (21 Prozent) selbständig. Bei den weniger qualifizierten Personen liegt dieser Wert bei 23 Prozent.
Bei der Weiterbildung geht es, wie bei vielen gesellschaftlichen Fragen, um Chancengleichheit oder –ungleichheit. Heute herrscht bezüglich Weiterbildung in der Schweiz eine grosse Chancenungleichheit. Das zeigt die neuste Untersuchung des BFS deutlich. Die Forderung von Travail.Suisse nach drei Tagen obligatorischer Weiterbildung für alle ist deshalb neben der wirtschaftlichen Notwendigkeit auch eine Frage der Gerechtigkeit.