Geleitet von ihrer Bonusgier haben die Topmanager aus der Finanzbranche die Weltwirtschaft auf direktem Weg in eine der bisher grössten Krisen geführt. Doch noch immer liegen in ihren Reihen Lohnerhöhungen von bis zu 70 Prozent im Bereich des Möglichen. Anlässlich einer Medienkonferenz in Bern hat Travail.Suisse heute die Ergebnisse einer entsprechenden Untersuchung präsentiert.
Zum fünften Mal in Folge hat Travail.Suisse, die unabhängige Dachorganisation der Arbeitnehmenden, die Saläre von Geschäftsleitungs- und Verwaltungsratsmitgliedern in 27 Schweizer Konzernen untersucht 1. Die Ergebnisse zeigen, dass sich als Folge der Wirtschaftskrise in einigen Unternehmen die Lohnscheren schliessen. Die Gründe dafür liegen allerdings oftmals bei den sinkenden Aktienkursen sowie beim Wegfallen von Sonderzahlungen im Vorjahr. Und in einigen Unternehmen steigen die Löhne immer noch massiv an. Auch heute noch sind offenbar Lohnerhöhungen von 30, 50 oder gar 70 Prozent durchaus möglich.
Das Problem der ausser Kontrolle geratenen Managerlöhne reduziert sich längst nicht nur auf einige wenige schwarze Schafe. Insgesamt verdienen in zehn Unternehmen einzelne Manager oder gar ganze Konzernleitungen mehr als das 100fache ihre Angestellten.
Die Travail.Suisse-Lohnschere 2008 geht an die ABB
Wie jedes Jahr verleiht Travail.Suisse demjenigen Unternehmen, in dem sich innerhalb eines Jahres die Lohnschere zwischen dem tiefsten im Unternehmen bezahlten Lohn und dem Durchschnittslohn eines Konzernleitungsmitgliedes am weitesten geöffnet hat, die Travail.Suisse-Lohnschere. Die Nachfolge der Helvetia, der letztjährigen Gewinnerin, tritt in diesem Jahr die ABB an. Innert nur einem Jahr hat sich im Maschinenindustriekonzern diese Lohnschere um nicht weniger als 70 Prozent geöffnet.
In nur sieben Jahren: Lohnscheren öffnen sich um über 70 Prozent
Seit 2002 stiegen die Löhne der Konzernleitungsmitglieder um durchschnittlich 83 Prozent an. Im selben Zeitraum erhöhten sich die Nominallöhne der Schweizer Arbeitnehmenden um gerade einmal 8.4 Prozent. Dies führt dazu, dass sich die Lohnschere zwischen dem Tiefstlohn und dem Durchschnittslohn pro Konzernleitungsmitglied um unglaubliche 72 Prozent geöffnet hat. Einzig in fünf Unternehmen hat sich in den letzten Jahren diese Lohnschere geschlossen. In allen andern Unternehmen haben sich die Lohnscheren um bis zu 264 Prozent geöffnet.
Travail.Suisse fordert strengere Regelungen
Die von Wirtschaftsseite über Jahre propagierte Selbstregulierung ist gescheitert. Die Zustimmungsquote von gemäss neusten Umfragen 75 Prozent der Stimmbürgerinnen und Stimmbürger für die Abzockerinitiative zeigt, dass für die Bevölkerung die Grenze des Anstandes überschritten ist. Und auch die Politik reagiert nun mittels der Revision des Aktien- und Rechnungslegungsrechts mit staatlichen Regelungen. Für Travail.Suisse gehen diese Regelungen aber entschieden zu wenig weit. Insbesondere in folgenden Bereichen sind noch dringend Nachbesserungen nötig:
- Beseitigung von falschen Anreizen: Begrenzung der Boni und Verbot von Abgangs- und Antrittsentschädigungen.
- Transparenz erhöhen: Offenlegung von Entschädigungen aller VR- und aller Konzernleitungsmitglieder einzeln im Geschäftsbericht und Abstimmung an GV über Entschädigungen von VR und Management.
- Lohnkartell aufbrechen – Arbeitnehmende in den Verwaltungsrat.
Es braucht jetzt griffige Regelungen, um den Bonuswahn schnellstmöglich zu stoppen.
Weitere Informationen sowie Fotos zu Lohnschere und Plakat „Lohnkartell“ abrufbar unter www.travailsuisse.ch
Für weitere Auskünfte:
Martin Flügel, Präsident Travail.Suisse, Tel: 079/743 90 05
Kurt Regotz, Vizepräsident Travail.Suisse & Präsident Syna, Tel: 079/617 62 94