Die Zahl der angebotenen Ausbildungsplätze ist laut Lehrstellenumfrage des BBT weiterhin stabil. Es ist erfreulich, dass die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe trotz wirtschaftlicher Krise nicht nachgelassen hat. Dass sich die Lage auf dem Lehrstellenmarkt so stabil präsentiert, ist auch auf die sinkende Zahl der Schulabgänger und Schulabgängerinnen zurückzuführen. In Zukunft wird mindestens ein Viertel der Schulabgänger und Schulabgängerinnen Jugendliche mit Migrationshintergrund sein. Diese werden bei der Lehrstellenvergabe nachweislich benachteiligt.
Anstrengungen zum Erhalt des Lehrstellenangebots sollten in den nächsten Jahren daher auf folgende Punkte abzielen:
- Die Ausbildner/innen und Verantwortlichen in den Lehrbetrieben sind auf die Problematik der Diskriminierung von Migrant/innen aufmerksam zu machen (z.B. in Berufsbilderkursen, durch Lehrstellenförderer).
- Den Lehrbetrieben sind Instrumente in die Hand zu geben, die eine faire Lehrlingsselektion ermöglichen. So hat Travail.Suisse eine Webseite entwickelt, die Klein- und Kleinstbetrieben ein einfach anzuwendendes Hilfsmittel zur Lehrlingsselektion anbietet. Siehe www.zukunftstattherkunft.ch.
- Die öffentliche Verwaltung soll im Sinne des Diversity Managements die Schulabgänger/innen mit Migrationshintergrund bei der Lehrstellenvergabe angemessen berücksichtigen. In ihrer Vorbildfunktion soll sie zudem Attestlehren anbieten, um auch vorwiegend praktisch begabten Jugendlichen einen Berufseinstieg zu ermöglichen.
- Die Brückenangebote sollen vermehrt auf junge Migrantinnen ausgerichtet werden. Sie laufen am ehesten Gefahr, den Berufseinstieg nicht zu schaffen. Mentoringprojekte, Peer-to-peer-Projekte wie „rent-a-stift“ und die Erweiterung ihres Berufswahlspektrums sollten im Zentrum der Anstrengungen stehen.
- Das Ziel des BBT, bis 2015 die Abschlussquote auf Sek II Stufe auf 95 Prozent zu erhöhen, kann nur erreicht werden, wenn die Branchenorganisationen ihre Mitglieder sensibilisieren und ihnen Anleitung geben, wie sie Diskriminierung vermeiden können.
Gelingt es in den nächsten Jahren nicht, die Lehrstellensituation stabil zu halten und vermehrt Jugendliche mit Migrationshintergrund in die Berufsbildung zu integrieren, steigt die Zahl der Jugendlichen ohne Erstausbildung wieder an. Eine mangelhafte oder gar misslungene Integration in den Arbeitsmarkt und die Gefahr, soziale Sicherungssysteme über längere Zeit beanspruchen zu müssen, sind die Folgen.