Weiterbildung für alle ist ein zentraler Erfolgsfaktor für die Schweizer Wirtschaft. Nur wenn es gelingt, das Wissen und Können aller Arbeitnehmenden laufend den neuen Anforderungen anzupassen, können wir in der Schweiz unseren hohen Lebensstandard auch in Zukunft halten. Damit die Weiterbildung für alle Arbeitnehmenden zum Standard wird, fordert Travail.Suisse in neu zu schaffenden Weiterbildungsgesetz ein Weiterbildungsobligatorium. Diese Forderung hat die unabhängige Dachorganisation der Arbeitnehmenden anlässlich einer Medienkonferenz in Bern heute unterstrichen.
Seit 2006 hat der Bund den Auftrag, ein Weiterbildungsgesetz zu schaffen. Die Zeichen stehen gut, dass Bundesrat und Parlament die Umsetzung dieses Auftrags endlich an die Hand nehmen. Die Kommissionen für Wissenschaft, Bildung und Kultur (WBK) beider Räte haben eine entsprechende parlamentarische Initiative gutgeheissen.
Die Welt verändert sich rasant – Weiterbildung tut Not
Das Wissen und das Können der Arbeitnehmenden sind ein zentraler Erfolgsfaktor unseres Wohlstandes. Die Fähigkeit des Schweizer Bildungssystems, den meisten jungen Menschen eine gute Grundausbildung zukommen zu lassen, ist gross. Das reicht aber heute und in Zukunft bei weitem nicht mehr aus, um den wirtschaftlichen Spitzenplatz der Schweiz zu bewahren. Die sozialen, technologischen und wirtschaftlichen Veränderungen in der Arbeitswelt sind enorm. Die Arbeitnehmenden müssen in immer kürzeren Abständen immer wieder neue, meist auch steigende Anforderungen bewältigen. Die „Halbwertszeit“ von Wissen und Können wird kürzer. In Bezug auf ihren Bildungsstand gehören die Arbeitnehmenden heute also deutlich früher „zum alten Eisen“. Gleichzeitig wird die Schweizer Wirtschaft aufgrund der demographischen Entwicklung schon bald vermehrt auf die älteren Arbeitnehmenden angewiesen sein.
Weiterbildung ist das wichtigste Instrument, um den Stand des Wissens bei den Arbeitnehmenden hoch und aktuell zu halten. Der einzelne Arbeitnehmende kann mit Weiterbildung sein Wissen und Können laufend neuen Anforderungen anpassen und dadurch zusätzliche Aufgaben übernehmen. Die Arbeitnehmenden werden produktiver.
Weiterbildung für alle mit Weiterbildungsobligatorium
Ein zentrales Problem der jetzigen Situation in der Weiterbildung ist deren ungleiche Verteilung. Heute bilden sich die gut ausgebildeten, Vollzeit arbeitenden Männer weiter. Deutlich weniger bis fast keine Weiterbildung betreiben hingegen Arbeitnehmende mit Teilzeitpensen, Frauen und insbesondere tief qualifizierte Arbeitnehmende.
Die heutige Weiterbildungspolitik ist nicht in der Lage, diese einseitige und weder wirtschaftlich noch gesellschaftlich zielführende Verteilung der Weiterbildung zu überwinden. Travail.Suisse fordert deshalb eine neue Weiterbildungspolitik.
Konkret heisst das, dass Weiterbildung zur Selbstverständlichkeit werden muss. Dazu braucht es nach Ansicht von Travail.Suisse ein Weiterbildungsobligatorium. Nur mit einem Obligatorium können wir sicherstellen, dass in der Schweiz auch zukünftig ein grosser Teil der Arbeitnehmenden über das nötige hohe und aktualisierte Bildungsniveau verfügt. Travail.Suisse fordert deshalb, dass im neuen Weiterbildungsgesetz ein Weiterbildungsobligatorium für alle Arbeitnehmenden vorgesehen wird. Das Obligatorium kann ohne grosse administrative Aufwendungen umgesetzt werden und schafft die Voraussetzung für eine zukunftsgerichtete Weiterbildungspolitik.