Am 12. September 2015 findet in Bern der Kongress von Travail.Suisse statt. Unter dem Motto „Für Arbeit mit Zukunft!“ werden die Delegierten die politischen Positionen von Travail.Suisse für die nächsten vier Jahre beraten und beschliessen. Mit der Wahl von Adrian Wüthrich zum neuen Präsidenten wird zudem der Wechsel an der Spitze von Travail.Suisse vollzogen. Weitere Höhepunkte sind die Ansprache von Bundesrat Alain Berset sowie die Präsentation des Barometers „Gute Arbeit“.
Alle vier Jahre findet der Kongress von Travail.Suisse statt. Dieses Jahr ist es wieder soweit und die Delegierten kommen am 12. September auf dem von Roll-Areal in Bern zusammen.
Für Arbeit mit Zukunft! – Gegen die Entwertung der Arbeit
Travail.Suisse wird sich am Kongress der Zukunft der Arbeit widmen. Mit dem Motto „Für Arbeit mit Zukunft“ bringt Travail.Suisse zum Ausdruck, dass Arbeit mehr ist – mehr sein muss – als nur ein Broterwerb und dass wir der laufenden Entwertung der Arbeit entschieden entgegentreten müssen. Denn was sind die wiederkehrenden Angriffe auf AHV und andere Sozialwerke, die wiederholten Senkungen der Unternehmenssteuern in Milliardenhöhe zu Lasten der Lohnempfänger/-innen, die rücksichtlose Steigerung der Rentabilität auf Kosten von hunderten oder tausenden von Arbeitsplätzen etc. anderes als eine Entwertung der Arbeit? Eine Entwertung der Arbeit, die letztlich die Zukunft der Arbeit zerstört.
Zentral ist, dass die Arbeitnehmenden nicht von ihrer Arbeit zerstört werden. Viel zu viele Arbeitnehmende scheiden unfreiwillig aus der Arbeit aus. Sei es, weil die Arbeit sie kaputt oder krank macht, sei es, weil sie von den Unternehmen als zu alt ausgemustert werden und auf dem Arbeitsmarkt chancenlos bleiben. Die allermeisten Menschen wollen arbeiten. Vielen Arbeitnehmenden gibt die Arbeit auch Sinn und Inhalt. Deshalb dürfen auch wir als Gewerkschaften die Arbeit nicht nur als Bürde sehen und unser Ziel darf nicht sein, möglichst viele Arbeitnehmende möglichst früh aus dem „Gefängnis der Arbeitswelt“ in die „Freiheit der Rente“ zu führen. Vielmehr müssen wir für Arbeitsbedingungen kämpfen, die vereinbar sind mit unseren übrigen Bedürfnissen, mit unserem Privatleben, mit unserem Familienleben. Für Arbeitsbedingungen also, die uns nicht kaputt machen, sondern bei welchen wir gesund und fit bleiben.
Barometer „Gute Arbeit“: Wie geht es den Arbeitnehmenden in der Schweiz?
Unsere Forderungen beruhen auf unserer breiten Verankerung in der Arbeitswelt. Unsere Mitgliedsverbände kennen viele Nöte und Sorgen der Arbeitnehmenden aus direkten Kontakten. Damit wir diese alltägliche Erfahrung noch besser untermauern können, hat Travail.Suisse beschlossen, den Barometer „Gute Arbeit“ zu lancieren. Mit einer repräsentativen Untersuchung zur Qualität der Arbeitsbedingungen in der Schweiz wollen wir zukünftig regelmässig darstellen, wie es den Arbeitnehmenden geht, was für sie stimmt bei ihrer Arbeit und was nicht, wo Verbesserungen nötig sind. Wir sind stolz, dieses Jahr die ersten Ergebnisse präsentieren zu können und sind überzeugt, dass der Barometer wichtige zusätzliche Hinweise für unsere zukünftigen Aktionen und Schwerpunkte liefern wird.
Wahl von Adrian Wüthrich zum neuen Präsidenten
Letzten Herbst habe ich mich entschieden, nicht für eine dritte Amtszeit als Präsident von Travail.Suisse zu kandieren. Damit steht an diesem Kongress als ganz wichtiger Punkt die Wahl eines neuen Präsidenten auf der Traktandenliste. Mit Adrian Wüthrich steht ein Kandidat zur Verfügung, der seine Fähigkeiten mit seinen bisherigen beruflichen und politischen Aktivitäten mehrfach unter Beweis gestellt hat und der der Arbeit von Travail.Suisse neuen Schub verleihen wird. Für mich als abtretenden Präsidenten ist es eine grosse Befriedigung, meinem Nachfolger am Kongress eine starke und für die Zukunft gut aufgestellte Organisation übergeben zu können.
Zukunft der Arbeit konkret: Positionen und Forderungen an die Politik
Der Nachmittag des Kongresses steht ganz im Zeichen der inhaltlichen Debatten und Entscheidungen. Nach einem Beitrag zum Thema Zukunft der Arbeit aus internationaler Sicht von Raymond Torres, Direktor der IAO-Forschungsabteilung, steht das Kongressdokument zur Diskussion. In diesem Dokument haben die Geschäftsleitung und der Vorstand von Travail.Suisse ihre Vorstellungen einer sozialen und prosperierenden Schweiz formuliert und dargelegt, mit welchen Forderungen wir die Schweiz von Morgen mitgestalten wollen. Dazu sind viele Anträge eingegangen, die von den Delegierten diskutiert und verabschiedet werden. Der Kongress wird somit wichtige Weichenstellung für die Aktivitäten von Travail.Suisse in den nächsten vier Jahren vornehmen.
Geschichtsträchtiger Tag, geschichtsträchtiger Ort
Sowohl das Datum wie der Ort unseres Kongresses sind geschichtsträchtig. Der 12. September 1848 ist der Geburtstag der modernen Schweiz, an diesem Tag ist die erste Bundesverfassung in Kraft getreten. Jene Verfassung, die auch für uns, die Arbeitnehmenden, von grösster Bedeutung ist. Nur dank dieser Verfassung gibt es Demokratie und Volksrechte, Wahlen und Abstimmungen. Und nur dank dieser Verfassung gilt die Meinungs- und Koalitionsfreiheit, nur dank dieser Verfassung kann also Travail.Suisse überhaupt existieren.
Der Travail.Suisse-Kongress wird auf dem von Roll-Areal stattfinden. An diesem historischen Ort manifestiert sich ein Stück Schweizer Wirtschafts- und Gesellschaftsgeschichte: Früher Stahlgiesserei – heute Hochschulzentrum. Kaum ein Ort in der Schweiz steht so exemplarisch für die Entwicklung von der Industrie- zur Wissensgesellschaft. Eine Entwicklung, die auch die Gewerkschaften stark betroffen hat und nach wie vor herausfordert. Travail.Suisse ist bereit, diese Herausforderungen der Zukunft anzugehen.