Die Delegierten von Travail.Suisse, der unabhängigen Dachorganisation der Arbeitnehmenden, haben an ihrem Kongress in Bern heute ihre Positionen und Forderungen für die nächsten vier Jahre definiert.
An ihrem Kongress in Bern haben die rund 200 Delegierten von Travail.Suisse heute ihr Politprogramm für die Jahre 2016 bis 2020 verabschiedet. Die Positionen und Forderungen von Travail.Suisse stehen unter dem Titel „Für eine Arbeit mit Zukunft“.
Mehr statt weniger Schutz auf dem Arbeitsmarkt
Seit der Annahme der Masseneinwanderungsinitiative im Februar 2014 stehen die geordneten Beziehungen zur EU auf dem Spiel. Diese Unsicherheit gilt es mit einem klaren Bekenntnis zu den bilateralen Verträgen auszuräumen. Das bedingt allerdings auch, dass weitere Begleitmassnahmen zum Schutz des Arbeitsmarktes wie beispielsweise die Vereinfachung der Allgemeinverbindlicherklärung der Gesamtarbeitsverträge endlich konkretisiert werden. Zudem müssen die Arbeitgeber ihre Anstellungspolitik dringend überdenken und mehr inländische Arbeitskräfte, Frauen und die ältere Arbeitnehmende anstellen.
Ein bezahlter Vaterschaftsurlaub – jetzt
in gesetzlich verankerter, bezahlter Vaterschaftsurlaub ist ein erster Schritt im Hinblick auf die Einführung eines echten, bezahlten Elternurlaubs. Er ermöglicht Männern, die Vater werden, eine Bindung zu ihrem Kind aufzubauen und sich für die Familie zu engagieren. Mit der parlamentarischen Initiative Candinas liegt ein pfannenfertiger Vorschlag auf dem Tisch des Parlaments. Diesen gilt es jetzt unverzüglich umzusetzen.
Die älteren Arbeitnehmenden stärken
Der Beitrag der älteren Arbeitnehmenden am Bruttosozialprodukt wächst stetig. Das von Travail.Suisse lancierte «Barometer Gute Arbeit» zeigt aber auf, dass gerade diese Arbeitnehmenden von den Arbeitgebern zu wenig gefördert werden. Das führt dazu, dass die Angst der Betroffenen gross ist, bei einem allfälligen Arbeitsplatzverlust keine gleichwertige Stelle mehr zu finden. Es sind deshalb unter anderem im Bildungsbereich Massnahmen zugunsten dieser Arbeitnehmenden zu treffen. So ist beispielsweise dafür zu sorgen, dass ältere Arbeitnehmende allenfalls einen Berufsabschluss nachholen können.
Altersvorsorge 2020: Verbesserungen sind dringend nötig
Travail.Suisse unterstützt eine Paketlösung für die Revision der Altersvorsorge. Nur so können gewisse Verschlechterungen dank einer Kombination mit Verbesserungen akzeptiert werden. Der Vorschlag der SGK des Ständerates geht zwar diesbezüglich in die richtige Richtung, er enthält aber noch zu viele bittere Pillen und muss verbessert werden. In der beruflichen Vorsorge muss für die Teilzeitbeschäftigten eine bessere Lösung gefunden werden und die inakzeptablen Gewinne der Lebensversicherer sind zu beschränken. In der AHV ist eine finanzielle Abfederung der flexiblen Pensionierung für Personen mit tiefen Einkommen nötig und eine langfristig ausreichende Finanzierung über die Mehrwertsteuer sicherzustellen
Keine Unternehmenssteuerreform ohne Gegenfinanzierung
Travail.Suisse fordert eine massgebliche Korrektur bei der Unternehmenssteuerreform III. In der vorliegenden Form hätte sie Steuerausfälle in Milliardenhöhe zur Folge, was zu einem Leistungsabbau beim Service public oder zu Steuererhöhungen für die Bevölkerung führen würde. Falls das Parlament nicht eine Gegenfinanzierung vorsieht, welche die Steuerausfälle stark reduziert, wird Travail.Suisse das angekündigte Referendum unterstützen. Travail.Suisse fordert zudem einen Mindestsatz für Unternehmenssteuern von 17 Prozent, mit dem sich die Steuerausfälle erheblich beschränken liessen.
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