Als Leiter der Hochschulkonferenz will Bundesrat Schneider-Ammann die Kantone stark einbeziehen. Auch die Organisationen der Arbeitswelt sollen Gehör finden.
Travail.Suisse: Das HFKG will dem historisch gewachsenen, zersplitterten Hochschulbildungsraum Schweiz zeitgemässe Rahmenbedingungen geben. Welches sind für Sie die wichtigsten Neuerungen?
Johann Schneider-Amman: Das HFKG führt zu wesentlich besserer Koordination der verschiedenen Institutionen und Organe. Den Fachhochschulen verschafft es mehr Autonomie, ohne deren praxisorientiertes Profil in Frage zu stellen.
Welche Anliegen wollen Sie als erstes anpacken?
Zuerst geht es darum, die neuen gemeinsamen Organe einzurichten und die entsprechenden Organisationsreglemente zu verabschieden. Die Vorbereitungen verlaufen planmässig. Nächstes Jahr wird uns auch die Ausarbeitung der Grundlagen für die Finanzierungsperiode 2017-2020 in Anspruch nehmen.
Wie sehen Sie Ihre Rolle als Leiter der Hochschulkonferenz mit weitreichenden Kompetenzen?
Einerseits präsidiert der zuständige Bundesrat die Hochschulkonferenz, andererseits wird auch deren Geschäftsführung beim Bund angesiedelt. Diese Leitungsaufgabe muss in Zusammenarbeit mit den Kantonen erfolgen. Dafür werde ich von zwei kantonalen Vizepräsidenten sekundiert. Auch die Geschäftsführung wird die Dossiers immer in enger Abstimmung mit den Kantonen vorbereiten.
Wie stellen Sie sich die Rolle der Organisationen der Arbeitswelt vor?
Es ist für die Hochschulpolitik wichtig, die Anliegen und Erwartungen von Wirtschaft und Gesellschaft zu kennen. Deshalb sind die Organisationen der Arbeitswelt mit beratender Stimme und Antragsrecht in der Schweizerischen Hochschulkonferenz vertreten. So können sie die laufenden Entwicklungen mitverfolgen, sind zeitgerecht über die Geschäfte informiert und können ihre Anliegen mit Anträgen einbringen. Die Arbeitswelt wird zudem mit Stimmrecht im Schweizerischen Akkreditierungsrat vertreten sein und damit auch eine wichtige Rolle in der Qualitätssicherung spielen. Ich denke hier insbesondere an die Sicherstellung des praxisorientierten Profils von Fachhochschulen.
Im künftigen Hochschulraum sollen Wettbewerbsverzerrungen im Weiterbildungsbereich vermieden werden. Welche Massnahmen sind denkbar?
Um Institutionen der höheren Berufsbildung gleich lange Spiesse zu verschaffen, müssen Hochschulen ihre Weiterbildungen zu Marktpreisen anbieten. Nur so entsteht ein fairer Wettbewerb. Dieser Grundsatz wurde auch in den Entwurf des Weiterbildungsgesetzes aufgenommen und vom Parlament gut geheissen.
Ein wichtiges Ziel des HFKG ist die bessere Nutzung von Synergien unter den verschiedenen Institutionen. Wie könnte eine Aufgabenteilung bei den kostenintensiven Bereichen aussehen?
Die Rektorenkonferenz muss diese Bereiche zuerst definieren und Möglichkeiten verstärkter Zusammenarbeit vorschlagen. Dies könnte zum Beispiel in der Spitzenmedizin der Fall sein. Der Entscheid liegt dann bei der Hochschulkonferenz.
Wo sehen Sie Schwierigkeiten auf die Beteiligten zukommen?
Es wird Zeit brauchen, bis sich die einzelnen Organe und Abläufe eingespielt haben. Ich bin überzeugt, dass wir mit dem neuen Gesetz die Grundlagen gelegt haben, damit die Schweiz ihren Spitzenplatz in der Bildung, Forschung und Innovation ausbauen kann. Ich freue mich auf die gemeinsame Arbeit mit den Kantonen und Hochschulen.